Mit Farbe ins Schwarze treffen oder wie Farben wirken

28. September 2022 | Von: Printzessin vom Druckschloss | Kategorie: Wissenswert
Farben kommunizieren. So oder so. Also sollte in der grafischen Gestaltung versucht werden, Farben möglichst gezielt und bewusst einzusetzen. Wenn wir etwas gestalten, zum Beispiel einen Flyer, wollen wir damit meist etwas unter die Leute bringen. Wir kommunizieren. Das tun wir mit Text, Bild, Formen und – mehr oder weniger bewusst – auch mit Farben.

Betrachten wir diesen Vorgang nun mit etwas Abstand, aus übergeordneter Sicht: Zuerst sollten wir wissen, was kommuniziert werden soll. Damit sind nicht nur Öffnungszeiten und ein toller Programmbeschrieb gemeint. Vielmehr transportiert unser Flyer auch ein Gefühl, eine Anmutung, einen Charakter, eine Positionierung, eine Marke, ein Image. Also viele Informationen, die nicht unbedingt in Buchstaben festgehalten, aber genauso wichtig sind. Diese «weichen» Inhalte richten sich oft nicht nach dem Anlass, für den der Flyer ist, sondern nach der übergeordneten Instanz. Das ist der Veranstalter des Anlasses respektive das Unternehmen, welches das Produkt herstellt. Und dieses Unternehmen hat vielleicht eine Idee, wie es wahrgenommen werden will, wie es kommuniziert. Also eine Strategie. Und diese Strategie bestimmt die Farben. Damit sind wir bei der Farbstrategie angelangt. Stellen wir uns das Ganze in Form verschiedener Ebenen vor: Zuoberst ist die Ebene der Kommunikation. In der Mitte finden wir die Ebene der psychologischen Farbwirkung und der Farbsymbolik. Zuunterst – als Basis – befindet sich die Ebene der «Farbenlehre».

Kommunikation: Wer, was, an wen, womit?

Kommunikation kann mit einem Sender-Empfänger-Modell dargestellt werden: Der Sender (Firma, Institution, Privatperson) will eine
Nachricht (Inhalt, Sachverhalt) mit einem Medium (Flyer, Prospekt, Visitenkarte) dem Empfänger (Zielgruppe, Leser, Interpret) nahebringen. Welche dieser an der Kommunikation beteiligten Elemente wie stark berücksichtigt werden sollen, ist eine strategische Frage. Einige Beispiele:

  • Ein Sender ist rot, möchte aber die Grünen ansprechen (Zielgruppe).
  • Ein Sender ist noch rot, möchte aber grün werden (Imagekorrektur).
  • Ein Sender ist grün, wird aber in der Öffentlichkeit fälschlich als rot wahrgenommen (Imagekorrektur).
  • Ein Sender ist rot und will den Grünen ein blaues Produkt nahebringen (schwieriges Unterfangen).

Diese Faktoren gilt es bei der Farbwahl zu bedenken. Konkret angewendet kann das zum Beispiel Folgendes bedeuten: Eine Broschüre über ein vegetarisch-ökologisch orientiertes Lokal braucht andere Farben als ein Steak House. Oder als eine Dorfkneipe, die sich nach dem neuen Wechsel des Wirts die mediterrane Küche auf die Fahne geschrieben hat und daher eine andere Kundschaft als bisher ansprechen will. Und da heute jeder möglichst auffallen will, bedient sich das Inn-Restaurant in der Stadt an Farben, welche die anderen nicht haben, verhält sich damit also konträr zum Branchenüblichen. Woraus wir schliessen können, dass es eigentlich kein Richtig oder Falsch gibt, sondern die vorausgehenden Überlegungen und Gedanken entscheidend sein können. Dazu habe ich dir einige Leseempfehlungen:

Hier findet sich eine Infografik zum Thema «Was Farben über Ihr Unternehmen sagen».
http://blog.marketo.com/2012/06/true-colors-what-your-brand-colors-say-about-your-business.html

In diesem Artikel wird dieselbe Grafik besprochen.
http://www.drweb.de/magazin/die-psychologie-der-farben-was-sie-daruber-wissen-sollten-infografik/

Wie Farben unser Verhalten beeinflussen können:
http://blog.kissmetrics.com/how-colors-affect-conversions/

Psychologische Farbwirkung und Farbsymbolik

Für die Gestaltung ist dies meist die wichtigste Ebene. Idealerweise sind die Fragen der Kommunikation geklärt und dienen als Leitfaden für diese Ebene. Farben und Farbkombinationen wecken in uns Assoziationen (Vorstellungen, Empfindungen). Das ist die psychologische Wirkung von Farbe. Beispiele: Die Farbe von Rockmusik wird von den meisten Menschen als rot oder schwarz angegeben. Der Begriff «weltoffen» wird mit sehr viel Blautönen zusammen mit ganz wenig Orange-Rot illustriert. Der Farbsymbolik begegnen wir im Alltag oft. So ist etwa der Spruch «Grün ist die Hoffnung» sicher sehr vielen Leuten bekannt. Es gibt für viele Farben entsprechende Aussagen. Je nach Kommunikationsziel kann die Farbsymbolik also bedeutend sein. Viele solcher farbsymbolischen Aussagen gelten aber nur in einer bestimmten Kultur. In Westeuropa wird zum Beispiel «Tod» mit Schwarz in Verbindung gebracht, im asiatischen Raum aber mit Weiss. In Abhängigkeit der Kultur werden auf diesen Websites Begriffen wie zum Beispiel «Happiness» oder «Danger» die entsprechenden Farben zugeordnet. Dazu findest du hier eine spannender Vergleich über verschiedenste Kulturen.

Ebene der «Farbenlehre»

In der letzten Ebene, welche die Grundlage für alle Farbforschungen bildet, werden die naturwissenschaftlichen Aspekte von Farben behandelt: Das sind Farbtheorien, das Messen von Farben, wie das Auge Farben wahrnimmt, Farbphänomene wie zum Beispiel Simultan- oder Kalt-Warm-Kontrast und vieles mehr. Dazu habe ich dir auch eine Leseempfehlung: Diese Infografik zum Farbkreis und zu Farbschemas. Darüber hinaus ist die Farbenlehre ein sehr theoretisches Fach, welches in vielen Lernstunden erarbeitet werden muss. Wenn du mehr über Farbenlehre erfahren möchtest, empfehle ich dir, in die Literatur zum Thema einzutauchen. Viel Spass!

Bild von Daniele Levis Pelusi auf Unsplash